Französischer Bahnhof an der Lottergasse


Erstes Bahnhofsgebäude der Schweiz

Illustrirte Zeitung Nr. 134, Leipzig 1845
Illustrirte Zeitung Nr. 134, Leipzig 1845

Abgesehen von zwei provisorischen Holzbauten vor der Stadtmauer beim St. Johannstor in Basel, handelt es sich beim Französischen Bahnhof an der Lottergasse um den ersten Bahnhof der Schweiz. Im Jahr 1845 konnte der Bahnhof Basel - innerhalb der erweiterten Stadtmauern! - eröffnet werden. Die Bahnhofsanlage stand auf dem "Schällemätteli" an der damaligen Lottergasse (heute Spitalgasse). Die Anlage bestand aus einem schmucken Aufnahmegebäude mit einem erhöhten Mittelbau. Direkt angebaut wurde die Einstiegshalle, welche zwei Gleise überdachte. Das Areal wurde gegen Norden und Osten von der erweiterten Stadtmauer umfasst. Im Osten stand das Eisenbahntor, welches nachts geschlossen wurde. Es wurde vom Basler Architekten Melchior Berri, der u.a. auch das Gebäude für das Naturhistorische Museum Basel baute, entworfen und vom Steinmetz Leonhard Friedrich aus rotem Sandstein errichtet . Links und rechts des Eisenbahntors befanden sich eine Lok- und Wagenremise. Weiter waren zwei Güterschuppen und kleinere Dienstgebäude vorhanden.

Illustrirte Zeitung Nr. 134, Leipzig 1845
Illustrirte Zeitung Nr. 134, Leipzig 1845

Es bestehen einige Ansichten und Karten (leider keine Fotografien), welche Aufschluss über das Aussehen der Anlagen und deren Lage geben. Die wohl bekannteste Darstellung findet sich im Historischen Museum Basel (ì). Sie weist jedoch einige Ungenauigkeiten mindestens betreffend das Aufnahmegebäude und die Einsteighalle auf (z.B. Seitenfenster am Mittelbau, zu viele Säulenreihen stützen die Einsteighalle).

Bereits 1860 wurde der Bahnhof durch die Vereinigung der Schweizerischen Centralbahn und der Französischen Ostbahn im Centralbahnhof beim Elisabethenbollwerk obsolet, weshalb der Abbruch erfolgte. Das Eisenbahntor wurde 1880 abgebrochen. An der Stelle des Bahnhofsgeländes wurde eine Strafanstalt gebaut, welche im Jahr 2010 rückgebaut wurde (ì). Das Areal wird künftig von der Universität Basel genutzt. Heute erinnert nichts mehr an die ursprüngliche Nutzung des Geländes.

 

Originalpläne können im Staatsarchiv Basel-Stadt (nicht online) eingesehen werden.

Ansichten

Bilder des ersten Bahnhofs und Umgebung sind auf dem Staatsarchiv Basel-Stadt abrufbar:

Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 9893
Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 9893
Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 2 (Ausschnitt)
Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 2 (Ausschnitt)

Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 189 (Ausschnitt)
Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 189 (Ausschnitt)
Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 196
Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 196

Lage

Der Französische Bahnhof - das erste richtige Bahnhofsgebäude in der Schweiz - stand an der damaligen "Lottergasse" (In der nahen Strafanstalt waren die "lottrigen" Gesellen untergebracht). Heute heisst die Strasse Spitalstrasse. Das Bahnhofsgelände befand sich im Rechteck zwischen St. Johanns-Ring/Klingelbergstrasse/Schanzenstrasse/Spitalstrasse. Das Eisenbahntor stand ungefähr dort, wo sich heute das Anatomische Museum befindet. Die Klingelbergstrasse entstand auf dem zugeschütteten Graben vor der Stadtmauer. Heute weist nichts mehr auf die damalige Zeit hin: